Wie sich Ablenkung auf das Fitnesstraining auswirkt

Redaktion

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Dr. Linda Schücker von der Universität Münster ist Sportpsychologin und Profi-Triathletin. Sie beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, welchen Einfluss Ablenkung durch Filme oder Serien auf das Fitnesstraining hat. In einem Interview erzählt sie von ihren Forschungsergebnissen und Erfahrungen.

Interview mit Dr. Linda Schücker

Dr. Linda Schücker ist promovierte wissenschaftliche Mitarbeiterin für Sportpsychologie an der Universität Münster. Sie beschäftigt sich unter anderem damit, wie sich verschiedene Arten der Aufmerksamkeitsfokussierung auf das Fitness- und Ausdauertraining auswirken können. Außerdem ist sie selber Profi-Triathletin.

MPLC: Mit welchen Fragen beschäftigen Sie sich und was sind ihre Forschungsschwerpunkte?
Dr. Linda Schücker: «Einer meiner Forschungsschwerpunkte ist die Frage wie sich verschiedenen Arten der Aufmerksamkeitsfokussierung auf die Ausdauerleistung auswirken. Hier versuche ich insbesondere objektive, physiologische Maße zu verwenden (z.B. Die Laufökonomie, das ist der Sauerstoffverbrauch bei vorgegebener Intensität).»

Was interessiert sie selber dabei besonders?
«Ich versuche die Prozesse zu verstehen. Warum wirkt sich das, worüber ich beim Ausdauersport nachdenke, darauf aus, wie ökonomisch ich bin. Ein weiterer interessanter Aspekt ist, wie sich die gefundenen Effekte in der Praxis anwenden lassen.»

Viele Leute hören Musik oder schauen Filme/Serien/Fernsehen während des Trainings. Kann diese Ablenkung das Training unterstützen?
«Ja, ich denke schon. Insbesondere, um nicht zu sehr über die körperliche Belastung nachzudenken, was negative Effekte haben kann.»

Wieso ist das so? Bzw. warum kann Ablenkung einen positiven Effekt auf das Training haben?
«Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass es zu Einbußen in der Bewegungsausführung kommt, wenn man zu sehr über eigentlich automatisierte Prozesse nachdenkt. Wenn man z.B. beim Laufen über die Bewegungsausführung oder die Atmung – die normalerweise ohne bewusste Kontrolle ablaufen – nachdenkt, wird man unökonomischer. Hier kann es helfen sich abzulenken, um den Bewegungsablauf nicht zu stören. Beim intensiven Ausdauersport kann es zudem helfen sich von der Anstrengungsempfindung abzulenken, um so länger durchzuhalten und die Erschöpfung besser zu tolerieren.»

Es gibt ja auch viele Menschen, die sagen, man müsse vorsichtig sein mit zu viel Ablenkung während des Trainings, damit man sich nicht überanstrengt oder die eigene Technik aus dem Blick verliert. Wie stehen Sie dazu?
«Hier kommt es sicherlich auch darauf an, auf welchem Level man sich bewegt. Ob es sich um Hochleistungssportler*innen oder Hobby-Athleten handelt. Leistungssportler*innen wollen im Rennen ja das maximale aus sich herausholen, um im Ziel möglichst alles gegeben zu haben. Sie zeichnen sich auch häufig durch einen flexiblen Aufmerksamkeitsfokus aus, der je nach Situation angepasst wird. Bei Anfängern und Anfängerinnen kann es eher Sinn machen die Technik nicht aus dem Blick zu verlieren, wenn sie noch nicht völlig automatisiert ist.»

Jeder Zweite hatte sich 2016 vorgenommen 2017 mehr Sport zu machen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von YouGov und Statista mit 1.099 Befragten. Oft ist es der sogenannte innere Schweinehund, der Menschen davon abhält ihre Vorsätze erfolgreich in die Tat umzusetzen. Denken Sie, dass die Verbindung aus Training und der Lieblingssendung zuträglich sein kann, um sich selbst zu überwinden?
«Das geht dann in Richtung Motivationsstrategien. Wenn etwas positives (wie die Lieblingssendung) mit etwas körperlich anstrengendem (Training), was vielleicht zunächst nicht positiv bewertet wird, verbunden wird, kann es Menschen sicher motivieren mit dem Training zu beginnen. Und anschließend kann die Ablenkung helfen, um durchzuhalten.»

Trainieren Sie selber noch regelmäßig und was ist Ihre Trainings-Strategie?
«Ich habe viele Jahre Leistungssport Triathlon (Ironman-Distanz) gemacht und im letzten Jahr durch meine Schwangerschaft pausiert. Seit ein paar Monaten trainiere ich wieder regelmäßig. Für mich ist es wichtig, dass das Training draußen in der Natur stattfindet. Das ist für mich genug Ablenkung, ich trainiere ohne Musik und auch häufig allein. Einige Untersuchungen belegen zudem, dass die Interaktion mit der Natur positive Effekte auf die geistige Erholung hat und das kann ich gut nachvollziehen, wenn ich eine Stunde draußen laufen war.»

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